Liebe Freunde!!!
Ein Traum wurde wahr: Ich darf an einer Schule in Peru unterrichten fur Kinder aus armsten Verhaltnissen. Der Schulleiter David (Jurist, Philosoph und Psychologe) arbeitet ehrenamtlich, ist Sekundarlehrer an einer andern Schule und hat die Schule 2007 gegrundet und arbeitet in seiner Freizeit in der Schule. Er hat alles selber aufgebaut, die Schulhauser, die Strukturen, alles. Es sind um die 30 SchulerInnen im Primarstufenalter in der Schule mit zwei Lehrerinnen, sprich zwei Lehrerstudentinnen, die ihre ersten Erfahrungen im Unterrichten hier sammeln. Dazu hat die Schule immer zwischen 3 und 5 Voluntairs, wie ich einer bin zur Hilfe der schwierigen SchulerInnen.
Welche Erfahrungen ich bereits in der ersten Woche sammeln durfte:
- Es hat keine Schulglocke, es gibt keinen Stundenplan, die Lektionen dauern von 8:30-13:00Uhr mit einer Stunde Pause, wo auf dem Schulhausplatz gespielt wird (Betrachte die Bilder: Die schweizerischen Versicherungen wurden nichts bezahlen...).
- Die Kinder kommen mit schmutzigen Kleidern, Handen, Gesichtern in die Schule, weil sie zuhause kein fliessendes Wasser haben. Deshalb wird immer nach der Pause Hande und Gesicht gewaschen am einzigen Wasserhahn der Schule!!!
- Die Kinder klagen uber Bauchschmerzen, da sie nichts zu essen haben.
- Die Kinder haben keine Eltern, getrennte Eltern oder die Eltern sind Bauern, sprich bei allen Kindern ist kein Elternhaus vorhanden. Das heisst, keine Disziplin und auch mit zwei oder drei Lehrpersonen im Schulzimmer fur 11SchulerInnen fallt das Unterrichten schwer.
- Da die SchulerInnen freiwillig zur Schule kommen, machen sie nur, was sie wollen. Ein Arbeitsauftrag, der ihnen nicht gefallt, lehnen sie ab und sie machen nichts. Es gibt keine Noten, sondern nur kleine Belohnungen (Kleber, Stempel,...) Fur sie und fur die Schule ist es bereits ein Erfolg, dass die SchulerInnen nicht auf der Strasse sind, sondern sich in ein Schulzimmer wagen und den sozialen Umgang lernen.
- Wenig, fast kein Material ist vorhanden, fur Kopien mussen die LehrerInnen ins Dorf, 10min entfernt, gehen. Die SchulerInnen besitzen ein Bleistift, einen roten Stift, ihre Schulhefte und ein Schulbuch, die uber Spendegelder finanziert wurden. Keinen Hellraumprojektor, keinen PC, keine Musikanlage und Fernseher sind vorhanden, sondern der Stoff wird diktiert und die Blatter ausgemalen mit den Farbstiften fur alle.
Was arbeite ich in der Schule? Ich bin als Lehrerassistent, aber auch als Lehrer, tatig. Ich habe jeweils keine Ahnung vom Program, meine Lehrerkolleginstudentin sagt einfach kurzfristig, sie sei abwesend, was zu tun ist und dann wird spontan, ohne Planung, unterrichtet: Spanisch(!!!), Englisch, Mathematik, Biologie, Zeichnen, alles auf Primarstufe naturlich in Spanisch!!!
Ich habe dem Schulleiter fur 70Frankern Schulmaterial gekauft und habe mit dem Schulleiter einen Blog erstellt (von A-Z, inkl. englische Ubersetzung..). Der Schulleiter hatte Tranen in den Augen und sagte: Das sei wie Weihnachten fur ihn, neues Schulmaterial und endlich am digitalen Netz angeschlossen, was wichtig fur ihn ist fur die Werbung und fur neue Voluntairs. Falls ihr, lohnenswert, den sehr einfacherstellten Blog der Schule anschauen wollt oder selber etwas fur die Entwicklungshilfe vor Ort tun wollt: http://escuelavidanueva.blogspot.com/ Da seht ihr auch mehr Bilder der Schule.
Fur mich sind diese zwei Wochen Unterrichten die beste Weiterbildung und Erfahrung fur meinen Lehrerberuf, denn hier merke ich, was wir in der Schweiz haben und wie die Schule in anderen Verhaltnissen funktionieren kann.
Ich bin dankbar, diese Gelegenheit und dieses Geschenk der Entwicklungshilfe diesem Land geben zu konnen, denn es braucht die Hilfe von qualifizierten Personen vom Ausland. Und ich will ja die Lander Sudamerikas nicht nur als Tourist, sondern auch als Teil der Bevolkerung erleben, darum gehe ich heute abend wieder an ein Konzert der bekanntesten Cumbia-Musikband von Peru, Grupo5.
So, das war der langste Beitrag bis jetzt, doch ich denke fur meine Freunde und LehrerkollegInnen sehr interessant.
Hasta luego,
Christoph,
